Einige Zeit lang dachte ich, dass das wahre Problem darin lag, dass ich zu wenig Zeit in mein Studium investiert habe ...
Zum Beispiel: Ich habe in meinem ersten Semester in meiner ersten Klausur gleich mal eine glatte 4,0 bekommen und habe es mir hinterher so erklärt, dass ich einfach zu spät mit dem Lernen angefangen habe..
Ehrlich gesagt habe ich die ganze Zeit während der ersten Semester (größtenteils unbewusst) versucht, meine eigene Unsicherheit durch die Schuld im Außen zu erklären.
Denn Hauptsache man steht selbst als der tolle Student da und glänzt mit seinem Uni-Status. Die Konsequenz daraus: Entweder man jammert die ganze Zeit seine Kommilitonen voll, dass alles so "unfair und schwierig" ist oder man "macht einen auf cool" ohne sich einzugestehen, dass man nach der Anfangseuphorie im Studium die Erwartungshaltung an sich selbst immer weiter gesenkt hat.
Heute weiß ich, dass es im Studium niemanden interessiert, wie viel Zeit du für die Klausur gelernt hast.. Es reicht jedoch in den meisten Fällen schon, mit einem Zeitaufwand von wenigen Stunden pro Woche durch die richtige Strategie das Wissen sich effizient anzueignen...
... Was jedoch für 95% aller Studierenden nicht zutrifft, da diese das meiste Potential verschenken, indem sie ihre Zeit mit unnötigen Dingen verschwenden und ihnen dann in Lernmarathons kurz vor der Klausur die Puste ausgeht.
Selbst jetzt - während ich diese Zeilen nach all den Jahren und den Hunderten Studierenden, denen ich meine Strategien beigebracht habe, tippe - ist mir das unangenehm wie viel Zeit ich mit meiner Naivität verschwendet habe.
Er schreit mich innerlich an, ich will es nicht wahrhaben, dass meine Methoden aus der Schulzeit und mein gutes Abitur fürs Studium umsonst gewesen sein sollten...
Dazu kam noch, dass ich für mein Studium das erste mal in eine Großstadt gezogen bin und ich neben dem Uni-Stress mein normales Leben auf die Reihe bringen musste.
Insgesamt ziemlich schlechte Karten, wenn man als Student an einer renommierten Uni eigentlich als Ziel hat in Regelstudienzeit mit top Noten abzuschließen und gleichzeitig noch wichtige Praxiserfahrung sammeln möchte.
Aber es dauerte nicht lange, bis ich selbst von Kommilitonen erfuhr, die mich als geborene Top-Student bezeichneten, obwohl ich auch nicht wesentlich intelligenter war als die anderen Studierenden.